Die letzten natürlichen Bergbäche müssen erhalten bleiben
Über 90% der Bergbäche werden heute schon für die Stromgewinnung genutzt. Aufgrund der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) sollen nun auch noch die letzten frei fliessenden Bergbäche in dunklen Stollen verschwinden. Über 40 Projekte sind allein im Oberwallis geplant.
Oft sind diese Projekte völlig unverhältnismässig: Für eine kleinste Menge an Strom sollen die letzten natürlichen Bäche z.T. fast trocken gelegt werden. Der Strom wird dazu meist nur im Sommer produziert, wenn die Schweiz ohnehin über zu viel Strom verfügt. Sie leistet also weder einen Beitrag zur Energiewende, noch sind sie irgendwie an die Nachfrage ausgerichtet. Ziel ist lediglich, wärend rund 20 Jahren Subventionen zu erhalten. Vermutlich verbleiben die Anlagen danach nur noch als Ruinen in unseren Alpen.
Der WWF will die letzten naturbelassenen (Berg-)Bäche retten und wehrt sich deshalb mittels Einsprachen, dort wo das Verhältnis zwischen dem Eingriff und der Produktion speziell schlecht ist.
Nachfolgend werden die laufenden Rechtsfälle vorgestellt.
Faldumbach im Lötschental
Der Faldumbach eingangs des Lötschentals ist ein noch unberührter Bergbach, in einer wilden Umgebung. Er prägt die Geländekammer nördlich der Faldumalp massgeblich. Im unteren Teil verläuft er im engen Seitental, weiter oben ist das Tal breiter, und der Faldumbach schafft Lebensraum für wertvolle Moose, sowie bedrohte Arten wie das Knabenkraut. Mit dem geplanten Kleinwasserkraftwerk würde ein wilder, unberührter Bergbach quasi trocken gelegt.
Mit dem geplante Kleinkraftwerk am Faldumbach wird eine Produktion von 2.16 GWh angestrebt, was gerade mal 0,005% der Wasserkraftproduktion entspricht. Von heute rund 200 Litern pro Sekunde würden nur noch 2,3 Liter fliessen. Sprich: Für eine sehr geringe Produktion wird ein ganzer Bergbach quasi trocken gelegt und damit der Lebensraum für Arten, die vom Gewässer abhängig sind, zerstört. Die Energieproduktion und ökologische Auswirkungen stehen bei diesem Projekt in keinem Verhältnis.
Pletschbach im Turtmanntal
Das Niggelintälli, welchem der Pletschbach entspringt, ist ein quasi unberührtes Seitental des Turtmanntal im kantonalen Landschaftsschutzgebiet. Der Bach zeigt vielfältige morphologische Strukturen wie Verzweigungen, Verästelungen, Mäander und Seitenarme. In seiner unmittelbaren Umgebung gedeihen schützenswerte Lebensräume wie Zwergstrauchheiden, Lärchen-Arvenwälder, Krummseggrasen und Quellflure. Das Kleinwasserkraftwerk wäre ein Ersteingriff in eine wahre Naturperle. Geplant ist, den Pletschbach im Turtmanntal zu fassen, um ein Kleinstkraftwerk mit zu bauen, welches - vorwiegend im Sommer lediglich 2.1 GWh Energie liefern wird. Die Energieproduktion und die ökologische Auswirkungen stehen in keinem Verhältnis.
Embdbach im Mattertal
Der Embdbach ist ein vielseitiger, natürlicher Bergbach mit einem imposanten, gut einsehbaren Wasserfall. Der Wasserfall prägt das Bild des Mattertals massgeblich mit. Würde das Wasser des Embdbachs gefasst und in einen Stollen geleitet, würde der Wasserfall als Landschaftselement stark beeinträchtigt.
Wite Brunne in Saas-Balen
Für das Kleinstwasserkraftwerk (KWKW) Wite-Brunne beabsichtigt die Gemeinde Saas-Balen in den Hängen oberhalb des Dorfes achtzent kleine Quellen zu in 12 Fassungen zu fassen, zusammenzuführen und für die Stromgewinnung in einer Druckleitung in einen Zentralenstandort im Tal zu führen. Wite-Brunne heisst das Gebiet dieser zwölf Quellaustritte. Es ist steil und für Menschen fast unzugänglich. Durch die Unberührtheit und die Zahlreichen Quellaustritte ist das ganze Gebiet ein üppiges, feuchtes Netz von Quellfluren. Es herrscht eine enorme Artenvielfalt in Fauna und Flora wie sie im Wallis nur höchst selten anzutreffen ist. Das Ökosystem dieser östlichen Hänge oberhalb Saas-Balens sind geprägt von den zahlreichen – teil grösseren und teils nur winzig kleinen Quellen, die hier überall sprudeln. Würden diese Quellen alle gefasst, würde das gesamte Gebiet trockengelegt. Damit würden die seltenen und artenreichen Quellflure vollständig zerstört.